Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

Geplante Projekte

 

1. Handelndes Lernen - Praktiken des Philosophierens – Core Practices als Formen der Vermittlung in philosophischen Bildungsprozessen

 

In seiner Dissertation untersucht Klaus Feldmann die Entwicklung eines Ansatzes, welche philosophische Bildung als Einheit von Theorie und Praxis von seinem Geschehen her konzeptionell weiterdenkt. Auf der Grundlage einer philosophiedidaktischen Analyse möglicher Inhalte, Ziele und Methoden des Philosophierens wird im Ausgang von Charles Sanders Peirces pragmatischer Maxime die prozessuale Seite philosophischer Bildung als Konzept eines handelnden Lernens entworfen.

 

Auf der Basis des dort für die Philosophiedidaktik weitgehend abstrakt konzipierten Handlungsbegriffs verfolgt das Forschungsprojekt seine Konkretion für die philosophische Bildungspraxis in Form von Praktiken des Philosophierens weiter zu entwickeln.  Neben den in der Philosophie- und Ethikdidaktik bereits diskutierten Vermittlungstypen (vgl. Rohbeck 2008, 2015; Hofer 2012, 2015) eröffnet der lerntheoretische Ansatz der Core Practices – der zentralen Praktiken oder Kernpraktiken – Chancen für einen neuen, alternativen didaktisch-konzeptionellen Typ von Vermittlung in philosophischen Bildungsprozessen. Mit den zentralen Praktiken ist kein Rezeptwissen gemeint, auch wenn sie ihrem Charakter nach vergleichbar mit einem Handlungsmuster sind. Als solche sind sie im Unterschied dazu eine Art Kristallisationspunkt für individuelle und professionelle Strategien, mit dem eine Brücke zwischen Theoretischem und Praktischem gebaut werden kann.

Zentrales Anliegen des Projekts ist es der Frage nachzugehen, welche Verfahren, Methoden oder Herangehensweisen sich als zentrale Praktiken für den Philosophieunterricht identifizieren lassen. Eine erste, noch sehr grobe Differenzierung von betreffenden Handlungsmustern kann im Kommunizieren, Rezipieren und Produzieren bestehen; Praktiken des Kommunizierens könnten dann beispielsweise sein: ein philosophisches Unterrichts- bzw. Seminargespräch moderieren, in einer philosophischen Diskussion Gesprächsteilnehmer*innen das Wort erteilen, mit einer Irritation ein philosophisch-argumentatives Streitgespräch provozieren, einen Austausch über philosophisch relevante Erfahrungen und Sichtweisen initiieren usw. Beispiele für Praktiken des Rezipierens könnten sein: die Erarbeitung eines philosophischen Textes anleiten, einen philosophischen Sachverhalt erklären, etwas Abstraktes veranschaulichen, einen philosophischen Gedanken- oder Argumentationsgang rekonstruieren usw. Praktiken des Produzierens könnten sein: Kritiküben anleiten, eine Befragung der Argumentationsstrategie eines Textes anregen, zu einer philosophischen Position Stellung beziehen, das Verfassen von philosophischen Texten und Essays begleiten usw.

Im Rahmen des Projekts sollen die Praktiken als zentrale Praktiken für philosophische Bildungsprozesse entwickelt werden, indem sie auf der Basis des Handlungnsbegriffs als Handlungsmuster beschrieben werden mit jeweiligen Fallbeispielen verbunden werden, so dass schließlich auch philosophiedidaktisch deutlich wird, worin das Potenzial der betreffenden Praktik für philosophische Bildungsprozesse besteht.

Eine erste Skizze des Projekts findet sich in Information Philosophie 2/2022.

 

Erste Literatur zur Orientierung:

Ball, D., k.A., High-Leverage-Practices, www.teachingworks.org/work-of-teaching/high-leverage-practices, 12.12.2021.

Feldmann, K., 2020, Peirces pragmatischer Handlungsbegriff als Grundlage eines philosophiedidaktischen Konzepts des handelnden Lernens, in: Ch. Thein, Philosophische Bildung und Didaktik. Dimensionen, Vermittlungen, Perspektiven, Wiesbaden, S. 119-133.

Feldmann, K., 2017, Handelndes Lernen im Philosophieunterricht. Charles S. Peirces pragmatische Maxime im Kontext philosophischer Bildungsprozesse, Wiesbaden.

Fraefel, U., 2020 Praktiken Professioneller Lehrpersonen: mit dem Aufbau zentraler Praktiken zu erfolgreichem Handeln im Unterricht: Ein Arbeitsbuch für angehende und berufstätige Lehrpersonen, Bern.

Ders., 2019, Zentrale Praktiken des Lehrerberufs. Ein pragmatischer Zugang zu professionellem Handeln, https://journal.ph-noe.ac.at/index.php/resource/article/view/690/698, 12.12.2021.

Grossman, P., Hammerness, K., McDonald, M., 2009, Refining teaching, re-imagining teacher education, in: Teachers and Teaching: theory and practice, 15/2009, S. 273-289.

Hofer, R., 2012, Wissen und Können. Begriffsanalytische Studien zu einer kompetenzorientierten Wissensbildung am Gymnasium, Münster.

Ders., 2016, Philosophiedidaktische Modelle im Überblick, in: J. Pfister u.a. (Hg.), Neues Handbuch des Philosophieunterrichts, Bern, S. 437-461.

Rohbeck, J., 2008, Didaktik der Philosophie und Ethik, Dresden.

Ders., 2015, Didaktische Transformation, in: J. Nida-Rümelin u.a. (Hg.), Handbuch Philosophie und Ethik, Bd. 1: Didaktik und Methodik, Paderborn, S. 48-56.

 

Abgeschlossene Projekte

 

1. Welche Natur brauchen wir für ein gutes Leben?

Zur Bedeutung von Natur im 21. Jahrhundert

 

Die modernen westlichen Gesellschaften finden sich in einer ökologischen Krise en permanence. Dabei ist in Wissenschaft und Öffentlichkeit eine zunehmende Spannung zwischen Deutungsmustern zu erkennen. Einerseits wird die Naturalisierung von Kultur, andererseits die Kulturalisierung von Natur propagiert. Unter dem Druck der Spannung zwischen diesen beiden gleichsam hegemonialen Tendenzen der Selbstverständigung des Menschen über die Wechselbeziehungen zwischen Natur und Kultur wird zunehmend fraglich, was Natur ist und welche Bedeutungen sie für uns hat. Unter den Stichworten "Natur und Kultur", "Natur und Mensch in ökologischer Perspektive" und "Natur und ein gutes Leben" werden wir gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler als auch Studierenden Orientierungskurse erarbeiten, die Grundlage eines bewussten und nachhaltigen Umgangs mit Natur als Umwelt des Menschen sind. Schülerinnen und Schüler sowie Studierende werden als künftige Generation von Entscheidern in Politik, Wissenschaft und Lebenswelt darauf vorbereitet, dass ethische Reflexionen und politisches Handeln in Bezug auf "Natur" vor der Herausforderung stehen, die Kluft zwischen Verfügungs- und Orientierungswissen zu erkennen.

 

Das Projekt soll vor diesem Hintergrund eine fortlaufende und nachhaltige Netzwerkstruktur zwischen der Fachgruppe Philosophie der Universität und verschiedenen Schulen im Fach Philosophie schaffen. Es hat zum einen zum Ziel, SuS zu Arbeitsprozessen und Forschungsprojekten im Gebiet der (Natur-)Philosophie zu aktivieren. Zum anderen sollen die Lehramtsstudierenden die Gelegenheit erhalten, ihr didaktisches Verständnis im Umgang mit den SuS jenseits von institutionellen Zwängen zu erproben und reflektieren. Unter Rückgriff auf die Verfahren der qualitativen Sozialforschung sollen hieraus meta-didaktisch Rückschlüsse für ein differenziertes Verständnis der philosophiedidaktischen Handlungskompetenz gezogen werden – um zur Professionalisierung und Bildung von (zukünftigen) LehrerInnen nachhaltig beizutragen.

 

 

Das Projekt wurde von Prof. Dr. Hartung und Dr. Klaus Feldmann geleitet und fand von 2015 – 2018 in Kooperation mit Projektkursen des Gymnasiums am Kothen und des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums in Wuppertal statt. Es wurde im Rahmen der Reihe Denkwerk von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert und aus ihm erwuchs die Veröffentlichung Wie über Natur reden. Philosophische Zugänge zum Naturverständnis im 21. Jahrhundert, herausgegeben von Klaus Feldmann und Nils Höppner.

 

Weitere Infos über #UniWuppertal: