Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

Geschichte der Fachgruppe Philosophie


Nach der Gründung der „Gesamthochschule Wuppertal“ 1972, die später den Namen „Bergische Universität“ erhielt, wurden zwei Lehrstühle für Philosophie eingerichtet. Der erste wurde 1974 mit Klaus Held, der zweite 1975 mit Wolfgang Janke besetzt. Beide vertraten das Fach in der Lehre in seiner systematischen und historischen Breite, wobei vor allem auch auf die antike Philosophie Wert gelegt wurde. In der Forschung standen bei Held die Phänomenologie Husserls und Heideggers, die antike und die politische Philosophie, bei Janke die Existenzphilosophie und der deutsche Idealismus, insbesondere bei Fichte, im Vordergrund. Held, der 1985 einen Ruf nach Tübingen ablehnte, war 1987‑1994 Präsident der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung. 1992-1998 leitete er zusammen mit Bernhard Waldenfels das von ihnen gegründete DFG-Graduiertenkolleg „Phänomenologie und Hermeneutik“ an den Universitäten Wuppertal und Bochum, das viele Forschungsgäste aus aller Welt anzog.

Bei der Auflösung der Abteilung Neuss der Pädagogischen Hochschule Rheinland optierte Karl Albert 1980 für die Überführung seines Lehrstuhls nach Wuppertal. Er stärkte die Beschäftigung mit der antiken und mittelalterlichen Philosophie in Wuppertal und bereicherte das Lehr- und Forschungsprogramm insbesondere um die Beschäftigung mit der mystischen Tradition und mit dem Denken Ostasiens. 1987 wurde Günter Wohlfart Nachfolger von Karl Albert und 1993 Manfred Baum Nachfolger von Wolfgang Janke. Wohlfart war 1988‑2002 Präsident der von ihm gegründeten Académie du Midi in Frankreich und wurde in Wuppertal 2003 emeritiert. Er widmete sich im Laufe der Jahre mehr und mehr der ostasiatischen Denktradition. Baum, der 1995 einen Ruf nach Mainz ablehnte, gründete und leitete – in Zusammenarbeit mit Udo Rameil – das Julius-Ebbinghaus-Archiv an der Bergischen Universität und mehrte als zweiter und später erster Vorsitzender der Kant-Gesellschaft (seit 1994 bzw. 1999) sowie als Mitherausgeber der „Kant-Studien“ (seit 1995) und als stellvertretender Sprecher des 1999‑2002 bestehenden Graduiertenkollegs „Subjekt und Person in der Philosophie der Neuzeit“ („Collegium Philosophiae Transatlanticum“ in Kooperation der Universitäten Marburg, Wuppertal, Stony Brook / USA und Emory / USA) das internationale Ansehen der Wuppertaler Philosophie.

Seit 2001 vollzog sich der Fachgruppe Philosophie ein großer Generationenwechsel. Bis zu diesem Jahr hatten sich hier seit dem Beginn der Philosophie in Wuppertal Antonio Aguirre, Heinrich Hüni, Georg Siegmann, Marion Heinz, Dieter Lohmar, Rolf Elberfeld und Peter Trawny habilitiert. Zunächst wurde László Tengelyi zum Nachfolger von Klaus Held berufen. Er führte dessen internationale Kooperationen weiter und setzte die phänomenologische Arbeit mit anderer inhaltlicher Schwerpunktsetzung – stärkere Berücksichtigung der französischen Phänomenologie – fort. Er war 2003‑2005 Präsident der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung und gründete 2005 das von ihm geleitete Institut für Phänomenologie an der Bergischen Universität. 2010 lehnte er einen Ruf an die Universität von Memphis/Tennessee ab. Seit 2003 hat Gregor Schiemann die neu eingerichtete Professur mit dem Schwerpunkt Theorie und Geschichte der Wissenschaften inne. Er ist Gründungsmitglied des ebenfalls neu geschaffenen „Interdisziplinären Zentrums für Wissenschafts- und Technikforschung“. Als Nachfolgerin von Günter Wohlfart war Christa Hackenesch von 2005 bis zu ihrem frühen Tod im Jahre 2008 Inhaberin des Lehrstuhls mit den Schwerpunkten Kulturphilosophie, philosophische Anthropologie und Ästhetik. Im Oktober 2007 wurde zusätzlich zu den bestehenden Lehrstühlen eine Junior-Professur eingerichtet, die Tobias Nikolaus Klass besetzte, der einen Forschungsschwerpunkt in politischer Philosophie, Kulturtheorie und in der Nietzscheforschung hatte. Im Oktober 2010 wurde Gerald Hartung auf diese Professur, die nun auch für die Didaktik der Philosophie zuständig ist, berufen. Die Professur, die Manfred Baum innehatte, wurde im Jahre 2006 von Heiner Klemme übernommen, der sich schwerpunktmäßig mit neuzeitlicher Philosophie (besonders mit Hume und Kant) und mit Ethik befasste. Nachdem er im Jahre 2008 einem Ruf nach Mainz gefolgt war, wurde im Jahre 2010 Smail Rapic sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl, der nun schwerpunktmäßig der praktischen Philosophie und der Philosophie der Neuzeit gewidmet ist. 2014 verstarb László Tengelyi überraschend kurz nach seinem 60. Geburtstag. Nachdem Inga Römer dessen Professur vertreten hatte, übernahm Alexander Schnell im September 2016 den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie und Phänomenologie. Er sieht sich der inhaltlichen Schwerpunktsetzung seines Vorgängers verpflichtet, erweitert diese aber noch um einen vertiefteren Bezug zur Klassischen Deutschen Philosophie. 2017 gründete er das an den Lehrstuhl angebundene Forschungszentrum neu, das nun den Titel "Institut für Transzendentalphilosophie und Phänomenologie" trägt.

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